Abtauchen in eine entrückte Welt

Burg Feistritz

Heute Mittag kam ich wieder zuhause an, doch noch bin ich nur körperlich anwesend. In Gedanken wandle ich noch immer durch den Garten der Burg Feistritz, lasse mich von meiner Muse küssen und notiere die inspirativen Worte, die sie in meine Tasten fließen lässt. Eine emotionale Rückschau auf eine ganz besondere Woche, in einer völlig entrückten Welt. Sie hinterließ definitiv unauslöschliche Spuren.

Schreibworkshop auf Burg Feistritz

Ich wußte nicht, worauf ich mich einließ, als ich dem verheißungsvollen Tipp meiner Schwägerin folgte und mich für den Schreibworkshop anmeldete. Christina, eine versierte und äußerst begabte Hobbyautorin, besucht bereits seit 14 Jahren diese Veranstaltungen auf der Burg Feistritz. Heute ist mir völlig klar: sie wusste, wovon sie sprach.

Irgendwie passte es diesmal für mich, fühlte sich stimmig an. Überhaupt als ich das Motto hörte: „Wer bin ich und wenn ja wieviele?“ Dieser Schreibworkshop drängte sich förmlich auf und ich sagte zu.

Ich lernte sechs wunderbare Frauen kennen, denen gegenüber ich mich sofort öffnen konnte. Sonntraut, Sissi, Johanna, Christl (gleich zweimal) und Gerda, ein Neuling wie ich. Christina gehört zur Familie, sie war die einzige Person, die ich kannte.

Es ist eine Gruppe, die bereits seit vielen Jahren miteinander schreibt, doch ich hatte keine Sekunde das Gefühl, „die Neue“ zu sein. Geleitet wurde dieser Schreibworkshop von Sonntraut Diwald, einer feinfühligen, kompetenten Schreibpädagogin, Psychologin, Psychotherapeutin, Literaturliebhaberin und unglaublichen Inspirationsquelle. Sie selbst schreibt v.a. Lyrik und Kurzprosa.

In einer entrückten Welt

Nach Beziehen der schlichten, jedoch sehr freundlichen und hellen Zimmer im Wehrgang, führte mich meine Schwägerin herum. Noch nie habe ich etwas Derartiges erlebt: dieses Eintauchen in eine im ersten Moment völlig entrückt scheinende Welt. Die Schönheit und Harmonie des Burggartens sowie die geschichtsträchtige Burg zogen mich von Anbeginn in ihren Bann.

Mein Fotografinnenherz jubelte und in den sieben Tagen unseres Aufenthaltes konnte ich nur einen Bruchteil all der kostbaren Eindrücke erfassen, die ich auf Bild bannen und mit nach Hause nehmen wollte. Ich konnte mich einfach nicht sattsehen!

Diese Liebe zum Detail, bei der gelungenen Restauration der Gemäuer, ist absolut sehenswert! Die Burg wird zum Teil privat bewohnt, viele Räumlichkeiten werden für Seminare und Workshops genutzt. Ausgewählte Bereiche der Burg sind für SeminarteilnehmerInnen zu besichtigen – sehr interessant!

Konzerte

Weiters finden hier auch immer wieder Konzerte statt. harriet & friends traten vom 26.-29.6.24 im Rahmen des 13. Musikfestivals in der Burg auf. Harriet Krijgh, die Tochter der Burgbesitzerin Barbara Krijgh, ist eine vielversprechende international gefeierte Cellistin, die mit Orchestern auf der ganzen Welt spielt. Die sympathische junge Frau lief uns auch einige Tage im Burggarten, gemeinsam mit den beiden entzückenden Hunden Coco und Bine, über den Weg.

Ein Schreibworkshop-Tag

Wie kannst du dir nun so eine Woche Schreibworkshop auf der Burg vorstellen? Ich hatte keine Ahnung und nahm mir einige Bücher zum Lesen und zusätzlichen Zeitvertreib mit. Das wird im nächsten Jahr ganz bestimmt anders sein, denn wenn du dich auf dieses Thema voll und ganz einlässt, bist du rund um die Uhr beschäftigt.

Wir starteten um 9.09 h im Seminarraum, der gleich anschließend eine wunderbare Terrasse mit Sitzgelegenheit im Freien hat. Der Blick in die umliegenden Wälder ist atemberaubend und vermittelt, je nach Wetterlage, wechselnde Stimmung.

Nach dem gemeinsamen Ankommen am Morgen gab es eine „Poetische Notiz“, meist ein von Sonntraut in monatelanger Vorarbeit sorgfältig gewähltes, dem jeweiligen Thema entsprechendes Zitat. 10 Minuten „Warmschreiben“ brachten die Gedanken ins Fließen. Anschließend folgte ein weiterer Impuls, in Form eines Textes, Bildes oder Musikstücks.

Unter dem Eindruck all dieser Komponenten bist du im Anschluss angehalten, dich in Worten zu verwirklichen. Was genau du auf’s Papier oder in die Tasten fließen lässt, ist letztlich dir überlassen. Nach einem vorher gemeinschaftlich festgesetzten Zeitrahmen, wurden die Texte laut vorgelesen und auf Wunsch kommentiert. So ging das tagsüber mehrere Male.

Für die Mittagspause und die Nacht gab es ebenso jeweils eine Schreibaufgabe, die du machen konntest oder auch nicht, das war vollkommen dir überlassen. Unglaublich beflügelnd war die Möglichkeit, sich überall hin mit deinem Block oder Tablet zurückziehen zu können, um deiner Inspiration auf die Sprünge zu helfen. Ob im Burggarten, auf der Terrasse, am Pool oder in einem der zahlreichen Türme, du warst ungestört und abgeschieden von der Außenwelt.

Begleitung mit Herz

Was mich persönlich sehr berührte, ist das Herzblut, welches Sonntraut in die Vorbereitungen steckte. Einen Workshop sechs volle Arbeitstage lang mit inspirierenden Impulsen zu versorgen, verlangt jede Menge Professionalität, Engagement und Liebe zum Detail. Ebenso die anschließende warmherzige und kompetente Begleitung, denn das Vorlesen der Texte, ließ mitunter emotionale Wellen hoch schwappen.

Wer Lust hatte, ging mittags in eines der Wirtshäuser in der Umgebung essen (was nach dem reichhaltigen Frühstücksbuffet auf der Burg, eigentlich gar nicht nötig war) und abends setzten wir uns gemütlich im Speisesaal neben der Küche oder – noch besser – auf einer der vielen Terrassen zusammen. Gemeinsam bereiteten wir ein kaltes Abendessen vor und besorgten abwechselnd zwischendurch mal Nachschub.

Mein Tagesablauf

Ich ging meist zwischen 5.30 h und 7.00 h eine Runde walken, sprang dann unter die Dusche und verwöhnte mich anschließend mit einem leckeren Frühstück. Es gab alles, was das Herz begehrt – genau das liebe ich so am Urlaub! Hatte ich meine Schreibaufgabe nicht bereits am Vorabend erledigt, so war zwischen 8.30 und 9.09 h (ja wirklich 9.09 h!) noch die Möglichkeit dazu.

Alleine dieses gemütliche Beisammensein, ohne Fernseher, ohne Computer und mit kaum vorhandenem Internet, hat Qualität. Sich bewusst Zeit für den Austausch mit seinem Gegenüber zu nehmen, war herzerwärmend. Oftmals legte ich mein Buch im Burggarten sitzend zur Seite, saugte die mich umgebende Schönheit und Ruhe in mich auf und lauschte in mich hinein. Schließlich wollte ich keine Eingebung meiner Muse verpassen.

Persönliches Resümee

Es ist absolut phantastisch und erhellend, wie unterschiedlich die Ansätze, die Ideen und die Herangehensweise der verschiedenen Personen war. „Weil Worte wirken“ bekam für mich in dieser Woche eine völlig neue Tiefe. Der Schreibworkshop war eine vielseitige Inspirationsquelle und eine Möglichkeit in geschütztem Rahmen mit Worten zu experimentieren.

Ich bin sehr dankbar, dass ich außerordentlich viel, für mich ganz persönlich mitnehmen konnte. Meine Gehirnwindungen fühlten sich so richtig durchgekärchert und neu befüllt an, als ich am Sonntag die Burg verließ. Diese Woche wird noch lange in mir nachklingen, hat meinen Schreibstil nachhaltig beeinflusst und mich mit beeindruckenden Frauen bekannt gemacht. Sie hinterließ auf jeden Fall unauslöschliche Spuren.

Im kommenden Jahr ist der Schreibworkshop auf der Burg Feistritz definitiv ein Fixpunkt in meinem Kalender!

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