Der Prozess des Schreibens
Mein Blog-Abenteuer begann vor einigen Jahren aus purem Spass am Prozess des Schreibens. Nach und nach wuchs der Wunsch besser formulieren zu können und gewissermaßen die Basics zu erlernen. Ich traf eine Menge neuer Menschen auf diesem Weg und es entstanden interessante Bekanntschaften und sogar Freundschaften. Die Schreibfreundinnen-Gemeinschaft ist eine davon.
In diesem Artikel kreisen meine Gedanken um den Prozess des Schreibens und was er für mich persönlich bedeutet, also mein persönliches „Warum?“. Ich beleuchte meine ureigene Herangehensweise, meine Erfahrungen, meine Vorlieben. Wenn ich dich damit auch nur ein kleines bisschen inspirieren kann, genial!
Schreiben
Schreiben.
Alleine schon den Vorgang, mit der Hand – also mit einem Bleistift oder Kuli auf Papier – zu kritzeln, schwungvoll zu schreiben und gedanklich jeden einzelnen Buchstaben ausdrucksstark zu zelebrieren, liebe ich über alles! Es ist nachgewiesen, dass sich der Denk- und Lerneffekt beim Prozess des Schreibens verbessert.
Auch die Industrie, die sich rund um’s Schreiben etabliert, findet in mir ein williges Opfer. Schreibzeug, Kugelschreiber, Papier, Journale – OMG ich kann mich stundenlang in Papiergeschäften aufhalten, bekomme dabei ein wohlig warmes Gefühl im Bauch und meine Gedanken überstürzen sich, welches Notizbuch denn welche Art von Gedanken oder Aufzeichnungen beinhalten könnte. In diesen Momenten verwöhne ich mein Inneres Kind, das seit jeher solche Dinge liebte.
Prozess
Der Prozess des Schreibens ist für mich einer Geburt gleichzusetzen. Glücklicherweise nicht so schmerzhaft, doch manche Themen brauchen – wie das Kind im Mutterleib – Zeit zum Wachsen und Reifen. Auch das Finden eines Themas bzw. der passenden Headline hat gewissermaßen etwas mit Befruchtung zu tun.
Es gibt Blogartikel, die sind rasch herunter geschrieben. Sich wiederholende Themen wie 12 von 12, die MoRüBlis, meine To Do’s bzw. To Want’s im Quartal – reine Berichterstattung eines gewissen Zeitraumes. Daten und Fakten, gespickt mit Emotionen und gegebenenfalls ein paar passenden Bildern (wobei, die Bilder sind für mich das Herzstück gewisser Beiträge). Doch meine wahre Leidenschaft am Prozess des Schreibens, entdeckte ich bereits lange, lange vor dem Start meines Blog-Abenteuers.
Beginn
Schon in meiner Jugend begann ich – wie so viele junge Mädchen – Tagebuch zu schreiben (immer in der Hoffnung, dass es bloß nicht von meinen Eltern entdeckt werde, denn ich wurde äußerst streng erzogen und begehrte ausschließlich in schriftlicher Form auf).
Ich wuchs in einer Zeit heran, in der es noch Brieffreundschaften gab. Als ich um die 20 Jahre alt war, trafen der MannMitHut und ich beim Radfahren ein deutsches Pärchen auf der Suche nach einem Campingplatz. Es entwickelte sich in der Folge eine Brieffreundschaft, die bis heute anhält. Natürlich hat sich der Kommunikationskanal verändert, doch die Beziehung hält nach wie vor und wir pflegen sie sorgsam.
Gedanken-Kaleidoskop
All das ist zwar auch eine Form des Schreibens, hat jedoch nichts mit dem von mir erwähnten Geburtsprozess zu tun. Egal ob ein Thema vorgegeben wird (so wie z.B. bei den Schreibfreundinnen, wo wir uns in der Gruppe auf den nächsten Artikel einigen) oder eine Idee sich in den Vordergrund drängt, ein Gedanke sich verselbständigt – hier geht es darum sich erst einmal mit dem Thema auseinanderzusetzen, zu recherchieren oder im ganz persönlichen Gedankenarchiv zu kramen.
Immer wieder stelle ich fest, dass die Beschäftigung mit einer Idee während des Schreibprozesses ständig neue Möglichkeiten kreiert. Ein Thema präsentiert sich wie ein Kaleidoskop: das Betrachten verschiedener Perspektiven, das Abwägen von Pro und Kontra, das Übersichhinauswachsen der eigene Kreativität – jedes Drehen präsentiert neue Facetten und farbenprächtige Impulse. Emotionen verändern die Leuchtkraft und Intensität der Farben und so präsentiert sich nach und nach immer ein neues Bild.
Immer wieder füttere ich meine Wortschatzkiste, von der ich erstmals im Rahmen eines Schreibcamps bei Gela Löhr erfuhr. Sie beherbergt tatsächlich einen kontinuierlich wachsenden, kostbaren Schatz. Statt Goldmünzen finden sich Buchstaben, statt funkelnder Juwelen ausdrucksstarke Adjektive, Verben und Nomen. Beeindruckende Stories und Metaphern gehören ebenso zum inspirierenden, kreativen Inhalt.
Just for me
Das Jahr 2024 hatte seit Ende Februar einige überraschende, tiefgreifende Wendungen für mich parat. Diese leiteten eine sehr intensive Zeit der Selbstfindung, und der Arbeit mit meinem Inneren Kind ein. Prozesse, die ich ohne zu schreiben, nicht bewältigen würde.
In solch fordernden Zeiten schreibe ich zwar sehr viel, doch nicht für die Öffentlichkeit. Schreiben räumt meine Gedanken auf und hilft mir persönlich bei der Neuorientierung sowie beim Analysieren und Abwägen. Was ist brauchbar? Was darf weg? Was betrifft mich wirklich? Was gehört jemand anderem?
Der Prozess des Schreibens kann Frequenzen verändern, von hoch bis tief und umgekehrt. Daher bevorzuge ich es auch, Affirmationen immer schriftlich vorzubereiten. Die Klangfarbe kann solange angepasst werden, bis sie wirklich stimmig meinem persönlichen Vorhaben, meiner Zielsetzung entspricht.
Natürlich kommt es mitunter vor, dass ein Thema zu einem späteren Zeitpunkt, losgelöst vom persönlichen Zusammenhang, verbloggt wird. Somit führt regelmäßiges Reflektieren im Rahmen des Schreibprozesses unweigerlich auch zu persönlicher Weiterentwicklung. Recherche, Umformulierung, das Bemühen um bessere Ausdruckskraft helfen, neue Synapsen im Gehirn zu verbinden und kleine Trampelpfade werden irgendwann zu Autobahnen.
Mein Wunsch war nie, an eine breite Masse heranzutreten. Immer schon half mir der Prozess des Schreibens mich selbst besser kennenzulernen bzw. mit für mich fordernden Situationen besser klar zu kommen. Einen Vorgang zu starten, meine Gedanken zu erhaschen, sie festzuhalten und auf Papier zu bannen. Das ist nach wie vor eine gute Möglichkeit in die Tiefen meines Bewusstseins (und auch Unterbewusstseins) vorzudringen.
Egal, ob jemand meine Texte liest oder nicht, der Prozess des Schreibens ist aus meinem Leben nicht mehr weg zu denken. Es ist eine erhellende Bereicherung und meine Spielwiese für Gedankenexperimente außerhalb meiner Komfortzone.
Nun aber zu den Texten der anderen Schreibfreundinnen:
Ich bewundere deine geschriebenen Worte…
Sie berühren mein Herz und reflektieren meine Gedanken!