Beim letzten Schreibfreundinnen-Treffen einigten wir uns darauf, zu beobachten. Was auch immer. Meine Beobachtungen zur Silvesternacht ließ ich jetzt nachdenklich in die Tasten fließen. Für mich ist die Zeit zwischen Weihnachten und Silvester eine Zeit des „In-mich-Gehens“ und der Wahrnehmung, des „Mich-selbst-Beobachtens“. Für viele Menschen ist es jedoch ein oberflächliches „sich Zeigen um gesehen zu werden“, ein „aus der Masse herausstechen wollen“. Doch jeder nach seiner Façon!
Zwanglos daheim
Heute ist Silvester. Grade eben haben wir gemeinsam mit meiner Mama zu Abend gegessen und eine Flasche Prosecco geköpft. Uns war jetzt schon danach, denn wir sind alle nicht sicher, ob wir bis Mitternacht durchhalten.
Doch soll ich dir was sagen? Müssen wir auch nicht, es ist vollkommen egal! Ich genieße es, daheim zu sein, ungeschminkt, im Schlabber-Look. Ich sitze im Warmen und sehe mir nebenbei die Berichterstattung vom Silvesterpfad in Wien an. Ich bin heilfroh, nicht dort sein zu müssen!
Krampfhaft lustige Menschen mit eigenartig geformten Kopfputz, überdimensionalen Brillen mit Goldglitzer und Folienkaskaden, die bei jeder Bewegung wippen und das Gegenüber zum Lachen bringen sollen. Tröten, um zu lärmen und noch lustiger zu wirken, Becher in Schweineform um, was auch immer, daraus zu trinken, damit man auch von innen aufgewärmt wird, denn es ist heute bitterkalt. Eine Abzocke bis zum Abwinken, doch wer’s mag, soll sich’s geben.
Ich war nie der Typ, der sich in diesem Ambiente wohl fühlte. Wenn ich diese Szenen beobachte, so verkrampft sich alles in mir und ich beginne mich fremd zu schämen. Dabei kann es mir ja im Grunde völlig egal sein!
Zeugt es nicht von meiner eigenen Limitierung und Bewertung? Beobachten sollte doch vollkommen wertfrei erfolgen – abgesehen davon, dass ohnehin jeder seine eigene Wahrheit hat. Geprägt von der Vergangenheit und dem grade vorherrschenden Fokus.
Wertfrei & erwartungslos
Genau das ist eines jener Themen, die ich 2025 weiter verändern will. Wertfrei und erwartungslos zu agieren. Jeder soll feiern, wie es ihm/ihr beliebt. Solange kein anderer dadurch belästigt wird, kann jeder seine Vorlieben ausleben und sich auf dem Silvesterpfad oder wo auch immer austoben. Ich brauch’s halt nicht.
Auf den verschiedenen Kanälen kommen jede Menge Neujahrswünsche und Fotos an. Oftmals wiederholen sich die Bilder oder Videos, je nachdem was heuer „in“ ist. Stecken da wahre Emotionen dahinter oder schicken die Leute Neujahrsbotschaften „weil man es halt macht“? Ich lasse es lieber bleiben und melde mich in den nächsten Tagen persönlich bei jenen Menschen, die mir etwas bedeuten.
Als Hundebesitzerin bin ich eine absolute Gegnerin der Silvesterknaller. Ich habe Mitleid mit den Tieren, die in Angst und Schrecken versetzt werden und panisch durch die Gegend laufen. Schwerhörigkeit im Alter ist eine Gnade für unser Hundemädchen, das jahrzehntelang zwischen Weihnachten und Neujahr keine Abendrunde mehr machen wollte. Nachbars Hasen sind seit gestern fort, ob sie jemals wiederkommen? Ich versuche diese Dinge nicht an mich ran zu lassen, denn ändern kann ich sie nicht.
Ich beobachte die Berichterstattungen und höre über Verletzungen von zu früh explodierten Knallern. Ich nehme wahr, dass sich hier mein Mitleid in Grenzen hält. Niemand zwingt die Jugendlichen das Zeug zu kaufen. Die Tiere können sich allerdings nicht wehren…
Rauhnächte zelebrieren
Ich begehe den Jahreswechsel und die Nächte rundum in Stille. Ich zelebriere für mich die Rauhnächte, indem ich in mich hinein höre, meditiere und räuchere. Ich suche wie jedes Jahr nach 13 Wünschen für das kommende Jahr. Das finden vielleicht andere fad, doch das ist meine Art zu lauschen, mich selbst und mein Gedankengut zu beobachten.
Ich umgebe mich beim Jahreswechsel mit Menschen, die ich mag. In meinen eigenen vier Wänden, denn bei uns gibt es alljährlich am 1.1. ab 14.00 h ein ungezwungenes Come together bei Chili und Suppentopf. Um allfällig verkaterte Mägen wieder einzurenken, nette Gespräche zu führen und noch einen Tag herum zu lümmeln, bevor der Alltag des neuen Jahres uns in seinen Fängen hat.
Ich beobachte mein eigenes Verhalten und bin angenehm überrascht. Früher hätte ich Stunden, nein Tage vor dem Eintreffen der Gäste Vorbereitungen getroffen, Möbel gerückt und versucht, alles perfekt vorzubereiten. Heute nehme ich es sowas von gelassen, ich glaube, es besteht tatsächlich noch Hoffnung!
Prosit 2025!
Jeder fand einen passenden Platz, wie erwartet standen auch heuer wieder alle in der zu kleinen Küche herum. Es gab ausreichend zum Schmausen, denn Mama ließ es sich nicht nehmen, ihr legendäres Chili und den Suppentopf zuzubereiten.
Ein schöner, gechillter Auftakt ins Jahr (im wahrsten Sinne des Wortes), ohne Perfektionismus und völlig ohne Zwang. Prosit 2025!
Und was haben meine Schreibfreundinnen beobachtet? Lass uns doch mal nachlesen…
Sehr entspannt – Du und Deine Beobachtungen!
Ich wünsche Dir ein entspanntes neues Jahr! Alles Liebe
Das wünsche ich dir auch, liebe Christine! 😉