Mission possible?
Mitten in der Vorbereitung für unseren großen Umbau, traf ich auf die Einladung zu einer Ausmist-Challenge. Offen für konstruktiven Input, konfrontierte mich diese mit dem Thema Minimalismus. Ich begebe mich zaghaft auf eine Reise, die sehr rasch vom Außen in mein tiefstes Inneres führt…
Gedankenspielereien
Was verstehst du eigentlich unter dem Begriff Minimalismus?
Ich war mir anfangs nicht sicher, ob es drum geht, einen vollkommen spartanischen Lebenstil zu führen. Das wäre absolut nicht mein Ding, doch mittlerweile erkannte ich: der Interpretationsspielraum ist groß.
Die Essenz ist für mich persönlich:
- die Konzentration auf das Wesentliche.
- mich ausschließlich mit Dingen zu umgeben, die mit Freude machen und/oder einen Mehrwert bieten.
- das Ausmaß soweit zu reduzieren, dass jedes Ding einen fixen Platz hat
- mehr Klarheit und somit Leichtigkeit.
- weniger Zeit mit Aufräumen und Putzen zu vergeuden.
- das Wunsch-Ding einfach zu erreichen, ohne vorher anderes hin- und herschieben oder gar herausnehmen zu müssen.
- mir somit mehr Freizeit oder Zeit für meine Hobbies zu gönnen.
- mir keine Gedanken mehr über das Kaufen von Mitbringseln zu machen (gut, da gibt es bei mir ohnehin ausschließlich nachhaltige Produkte 😉).
- mehr Quality-Time mit Freunden verbringen zu können.
- bei anderen kein schlechtes Gewissen über nicht gewollte Stehrumchens zu erzeugen.
- ein nachhaltigerer Lebensstil.
- zu hinterfragen, alles selbst besitzen zu müssen (Borgen statt Kaufen).
- kreative Alternativlösungen zu finden.
- die weise Erkenntnis, dass Kaufen von Dingen oftmals eine Ersatzhandlung darstellt und somit keine nachhaltige Befriedigung verschafft.
„Wie viele Dinge es doch gibt, die ich nicht brauche.“
Sokrates
Minimalismus lernen
Aufgrund unseres bevorstehenden Umbaus war ich seit Wochen bereits geistig am Bestücken der Umzugskartons. Klarerweise nütze ich diese Gelegenheit auch gleich zum Ausmustern. So fand mich die Freebie-Ausmist-Challenge von Kristina von Einquadratmeter, genau zum richtigen Zeitpunkt. Ich war offen für konstruktiven Input.

Sehr bald erkannte ich: es geht hier um grundsätzliches Umdenken, definitiv nicht nur um Entrümpeln und Ausmisten. Auch auf mentaler Ebene beginnt ein Prozess, der vom 100sten ins 1.000ste geht! Eine vielschichtige Veränderung, die mit Loslassen alter Glaubenssätze und Neuorientierung Hand in Hand geht.
Wirkliche Ordnung ist NICHT das Organisieren und Verstauen in Boxen. Wirkliche Ordnung ist, nur das zu besitzen, was ich brauche und liebe. Nachhaltige Ordnung entsteht, in dem ich Dingen einen festen Platz gebe.
Ordnungsregel Nr. 1
Bereits mit der ersten Ordnungsregel fühlte ich mich sowas von ertappt! Kristina hatte treffsicher einen Painpoint erwischt! In der Gewissheit, genau hier und jetzt richtig zu sein, buchte ich umgehend den Intensiv-Kurs. Aus heutiger Sicht ist er jeden Cent wert!
Mittlerweile revidierte ich meine Überzeugung, dass doch jeder Entrümpeln und Ausmustern kann. Ich durfte in den letzten Wochen – völlig ohne Bewertung – zahlreiche neue Perspektiven kennen lernen.
Herzensmensch und Profi-Ausmisterin
Kristina ist außerordentlich sympathisch und vor allem authentisch, ihre natürliche Herzenswärme holte mich sofort ab. Am meisten überzeugt mich jedoch, dass sie lebt, wovon sie spricht. Mittlerweile wurde mein erster Eindruck wiederholt bestätigt.
Im Kurs zeigt Kristina zahlreiche Videos aus ihrem ganz privaten Umfeld, um zu unterstreichen, was sie erklärt. Keine Ausrede ist ihr fremd, ihre Fragen und Impulse regen wiederholt zum Nachdenken an. Ihre kleine Wohnung ist keine minimalistisch gehaltene Designerwohneinheit, sondern pures, realistisches Leben, mit allem was dazu gehört.
Der respektvolle Umgang mit den Teilnehmerinnen in der begleitenden FB-Gruppe und den Lives sind berührend und zeichnen Kristina aus. Das Miteinander in der Gruppe ist wertschätzend, das Thema Minimalismus verbindend. Es gefällt mir hier und wie der Zufall es will, ist sogar eine deutsche RINGANA-Kollegin mit von der Partie! Mein Accountability-Buddy 😜♻️🗑!
Bewusstmachung
Berührende Schicksale lassen mich aufhorchen, forcieren meine Dankbarkeit, dass es mir gut geht und ich gesund bin. Machen mir aufs Neue bewusst, wie rasch du in etwas hineinkippen kannst, das du dir nie vorstellen konntest. Bestärken mein Vorhaben, meine Gesundheit und Leistungskraft so lange wie möglich zu erhalten und aktiv dafür etwas zu tun. Ich will nie von jemandem abhängig sein!

Persönliche Situationen, die von alltäglichem, unbewältigtem Chaos bis zu Ansätzen eines Messie-Syndroms reichen. Scham, Schuldgefühle und Minderwertigkeitskomplexe sind Emotionen, die häufig bei Betroffenen hochkommen, da das Gefühl des Versagens dominiert.
Nein, es geht keineswegs „nur“ ums Ausmisten, hier geht es um tiefgründiges Loslassen alter Glaubenssätze, Ängste und Traumata und um liebevolle Begleitung auf diesem Weg.
Loslassen
Auch für mich gibt es Bereiche, in denen es mir sehr schwer fällt los zu lassen, speziell bei Erinnerungsstücken an meinen verstorbenen Sohn. Die Königsdiszipin, wenn du so willst.
Durch meine intensive Arbeit der letzten Jahre, letztlich jedoch auch die Unterstützung und Begleitung im Kurs, konnte ich mich nun von einigem trennen, das mich noch immer in der Vergangenheit festhielt.
Ich traf die Entscheidung, ausschließlich Dinge aufzubewahren, die positive Assoziationen hervorrufen. Es grenzt an Selbstgeisselung, negativ behaftete Gegenstände aufzuheben und jedesmal beim Betrachten in emotionale Schluchten zu stürzen. Selbst die Motorrad-Kombi fand endlich einen Abnehmer. Zwei Lederjacken durften bleiben, sie gehören jetzt zu meinem Vespa-Outfit.
Nie hätte ich gedacht, dass beim Packen der Kisten mein ganzes Leben an mir vorüberzieht. Sehr speziell ist das natürlich beim Aussortieren unserer zahlreichen Fotoordner. Doch auch hier gilt: weniger ist mehr. Die besten Bilder werden digitalisiert und ich gestalte daraus Fotobücher (vermutlich ein Mehr-Jahres-Plan).
Klarheit
Auch für viele „Stehrumchens“ heißt es nun: ab in die Kiste! Die Zeit ist reif für freie Flächen, Klarheit und weniger Besitz. Nur weil ich etwas schön finde, heißt es nicht, dass ich es auch haben muss. Doch das, was bleiben darf, bedeutet mir etwas. Es macht mir entweder Freude oder verschafft mir einen Mehrwert.

Mein Ziel (in einigen Jahren): jedes Ding das bleibt, bekommt einen fixen Platz. So ist für nachhaltige Ordnung gesorgt und auch der MannMitHut hat Chancen, etwas zu finden (bzw. wegzuräumen 😉). Ein Fakt, der gerade beim Zusammenleben mit einem fast blinden Menschen, extrem wichtig ist.
Ich habe bereits in dieses Gefühl hinein gespürt: in meinen Büro gab es für ca. zwei Wochen freie Flächen und einen aufgeräumten Schreibtisch! Das fühlte sich wunderbar an und soll nach Beendigung unseres Umbau-Projekts zum Dauerzustand werden.
Ehrlichkeit
Ich weiß, dass beim Ausräumen der Kisten noch viele weitere Dinge gehen dürfen. Aus Zeitdruck bin ich noch nicht ganz „kurskonform“ vorgegangen und darf mir noch zahlreiche weitere Fragen stellen.
Auch hier gilt: die richtigen Fragen helfen beim Treffen von Entscheidungen sowie beim Setzen von Prioritäten. Voraussetzung für Erfolg ist auf jeden Fall radikale Ehrlichkeit zu dir selbst. Ich merke, wie sich schrittweise in mir ein Prozess der Veränderung Raum verschafft.
Wie sieht dein Traum-Zuhause aus? Hast du dir darüber schon mal Gedanken gemacht?
„Wenn alles wichtig ist, ist nichts wichtig.“
Kristina von einquadratmeter
Im Moment sind sind die freien Flächen vorübergehend wieder belegt. Wir befinden uns mitten in der Umbauphase und alle Gegenstände, die im Obergeschoss untergebracht waren, mussten für die kommenden drei Monate ausgelagert werden.
Wenn alles klappt – und davon gehe ich aus – feiern wir Ende Juli nicht nur meinen Geburtstag, sondern auch die Fertigstellung unseres Projekts 🥂🥳!

Dranbleiben
Aus heutiger Sicht werde ich im Oktober ein weiteres mal den Kurs belegen (was für Absolventinnen kostengünstig möglich ist). Mir hilft die Gemeinschaft Gleichgesinnter bei diesem Prozess sehr und es gibt einige Praxisübungen, deren Umsetzung noch auf mich warten.
Wie auch noch einige weitere Fokusbereiche, die ich mit meiner zunehmend veränderten Einstellung betrachte. Es ist eine lange Reise, fertig bist du nämlich nie!
… to be continued…