Wenn Schreibfreundinnen UNEINIG sind…

Ja auch bei den Schreibfreundinnen darf es mal krachen und der Dampf entweichen. Das kann auch etwas Klärendes, Reinigendes haben, wie nach einem Gewitter. Danach ist die Luft ausgewaschen und sauber, oftmals gibt es sogar einen wunderschönen Regenbogen.

Doppelregenbogen

Wenn’s kracht…

So erstmals geschehen beim letzten virtuellen Treffen. Der schleppende Gang der Gespräche ließ Unheilvolles ahnen. Irgendwie passte es diesmal nicht und ich ertappte mich phasenweise dabei, bereits in Gedanken beim nächsten Termin zu sein.

So verwunderte es mich nicht, als unterschiedliche Meinungen schließlich aufeinander trafen und zu Aufruhr, Diskussionen und sogar Tränen führten. Das Schöne daran war, dass innerhalb der eineinhalb Stunden dennoch Respekt und Wertschätzung die Oberhand behielten.

Nun, ich finde die Tatsache nicht ungewöhnlich. Kooperieren mehrere, völlig gegensätzliche Menschen in einem gemeinsamen Projekt, prallen auch unterschiedliche Meinungen aufeinander. Ja selbstverständlich darf auch eine andere Meinung zum Ausdruck gebracht werden, das gibt erst die richtige Würze und gibt Möglichkeit zu Austausch und Reflexion. Jede von uns steht grade woanders im Leben, wichtig ist die Art und Weise der Formulierung.

Nein ist ein ganzer Satz.

Ich möchte auch feststellen, dass es mir Bewunderung abringt, zum persönlichen Nein zu stehen. Schließlich war es ein jahrelanger Lernprozess bei mir selbst, dieses kleine Wörtchen aussprechen zu können. Doch wie heißt es so treffend: Nein ist ein ganzer Satz.

Unser monatliches Schreibfreundinnen-Treffen ist zwar immer am ersten Mittwoch des Monats geplant, dennoch häufen sich mitunter die verschiedensten Termine, die rundum Raum einnehmen. Ja gelegentlich wird es richtig eng und das Gelassenbleiben ist dann schon eine echte Herausforderung.

Beziehungsgemeinschaft

Dennoch sehe ich das Schreibfreundinnen-Projekt als bereichernde Beziehungsgemeinschaft. Ich mag all die unterschiedlichen großartigen Frauen, die jede für sich ihr Schicksal bewältigt. Ich bewundere die Art und Weise, wie sie das machen und es relativiert meinen eigenen Weg. Es hilft mir ungemein aus der Opferrolle auszusteigen, mein Leben in die Hand zu nehmen und einfach zu mir zu stehen.

Für mich ist es eine große Ehre dabei sein und lernen zu dürfen. Ich sehe es als großartige Gelegenheit an meinem Schreibstil zu arbeiten, verschiedene Zugänge zu den Themen zu erfahren und dran zu bleiben an meinem neuen Hobby, das genau genommen so viel mehr ist. Ob aus dem Schreibfreundinnen-Projekt irgendwann wirklich ein Buch wird, ist mir persönlich – ehrlich gestanden – nicht wichtig. So, jetzt ist es raus!

Meine Grenzen wahren

Da auch bei mir heuer sehr viel los war und ist (wann eigentlich nicht?), möchte ich mich mit zusätzlichem organisatorischem Kram nicht belasten. Alles, was großen Aufwand erfordert, erlaube ich mir wegzulassen, ich habe keine Kapazitäten dafür.

Btw. diese Erlaubnis ist übrigens etwas relativ Neues für mich. Etwas, das sich sehr gut anfühlt und das ich mir mein Leben lang verkniff, weil ich es mit Versagen gleichsetzte. Ich darf Nein sagen, wenn ich etwas nicht will, darf meine Grenzen wahren ohne jemandem eine Erklärung schuldig zu sein.

Ich möchte mich nicht mit Dingen beschäftigen, die unnötige Zeit in Anspruch nehmen oder mich dazu zwingen, mich mit Themen zu befassen, von denen ich keine Ahnung habe und Recherchieren müsste. Das kostet mich Zeit, die ich derzeit nicht erübrigen will.

Arschengel-Thema

Ich gebe zu, es triggert mich auch ein wenig und ich kippe kurzzeitig in alte Muster: vielleicht sollte ich manche Dinge ja einfach wissen? Möglicherweise zeigt mir das eine Schwachstelle auf, die ich noch nicht annehmen konnte/wollte, vielleicht noch gar nicht genau betrachtete? Schon wieder so ein Arschengel-Thema!

Für mich am frappierendsten waren jedoch die Worte einer Schreibfreundin im Raum (die zwar gar nicht mir persönlich galten), sinngemäß in etwa: „Du gibst den Dingen keine Chance, noch bevor du sie betrachtet hast. Du erklärst nur was alles nicht geht…“ Sofort sah und hörte ich den MannMitHut, denn erst vor kurzer Zeit hatten wir eine Diskussion, in der ähnliche Worte fielen.

Achtung, Triggerwarnung!

Achtung, Triggerwarnung! Bin ich wirklich so fürchterlich negativ? Weil ich verschiedene Optionen betrachte und versuche, mögliche Schwierigkeiten von vornherein auszuschalten? Bin ich deshalb eine Problemfinderin statt Lösungsdenkerin? Vielleicht. Auf jeden Fall eine gute Gelegenheit mir das mal näher anzusehen.

Arschengel sind Knöpfedrücker, sie zeigen dir wertvolle Dinge auf, die du bei dir selbst nicht – oder noch nicht – annehmen konntest. Auf jeden Fall sind die Dinge, die dich am meisten aufregen, deine ureigensten Themen. Fies oder?

Ich hatte bereits einige erhellende Momente diesbezüglich, den ich beschäftigte mich derzeit intensiv u.a. mit den Vorträgen von Robert Betz. Immer wieder habe ich beim Walken Aha-Momente und denke mir: Ach Evelyne, schon wieder ertappt! Grade das solltest du notieren, um intensiver darüber nachzudenken!

Mittlerweile betrachte ich die Tatsache, dass sich beim Erscheinen meiner Tochter (oder anderer Familienmitglieder) die Unordnung wie ein Lauffeuer durchs ganze Haus verbreitete mit ganz anderen Augen. Ich bin (fast schon) dankbar dafür, dass ich lernen durfte, meinen eigenen Hang zur Unordnung anzunehmen. Ich wurde darauf trainiert ordentlich zu sein, es lag definitiv nicht in meiner Wiege unter dem Kopfpolster. Naja und bei meinem Hot Spot Schreibtisch kommt es immer wieder durch…

Erkennen und annehmen

Plötzlich erinnerte ich mich an die Aufgabe, einmal wöchentlich in meinem Zimmer Staub zu wischen und aufzuräumen. Wie ich es hasste! Und ständig musste alles sofort erledigt werden! Die kleine Evi war ja brav und machte alles, was man von ihr verlangte, aus Angst nicht mehr lieb gehabt zu werden. Wo ist die Grenze zwischen verbiegen und als Notwendigkeit für’s spätere Leben anerkennen?

Interessanterweise habe ich seit ein paar Wochen wesentlich intensiveren Kontakt zu meiner Tochter als zuvor. Zufall? Gibt’s nicht wie wir wissen… Willst du im außen etwas verändern, dann fange bei dir selbst an.

Zurück zu den Schreibfreundinnen – ich bin dankbar für diese Erkenntnis. Mir wurde wiederum bewusst wie unterschiedlich die Bedeutung dieses Projekts für uns alle ist. Das ist absolut in Ordnung, jede hat ihr eigenes Schicksal. Ihre ganz persönlichen Herausforderungen, Hintergründe und Herangehensweisen. Es gibt kein richtig und kein falsch.

Persönliches Kennenlernen 2024

Bereits jetzt, nach einem Jahr, ist der gemeinsame Weg mit vielen erhellenden Momenten gesäumt. Ich freue mich auf unser persönliches Kennenlernen im März 2024, denn ich weiß, dass diese Verbindung dann weiter an Tiefe gewinnt.

Worauf es wirklich ankommt, ist der respektvolle und wertschätzende Umgang miteinander. Das Drüber-lachen-können, wenn der Kessel mal so richtig pfeift und der Dampf entweicht. Sich nochmals zusammensetzen und das Thema vielleicht erneut aufrollen. Oder auch ruhen lassen, ich bin zuversichtlich.

Dennoch erlaube ich mir, meinen Weg weiter zu gehen. Ich schreibe gerne meine Blogartikel, allerdings ohne Verpflichtung. Sollte das Projekt in eine Richtung gehen, die mich mehr belastet als befruchtet, dann lasse ich los. Steige aus, um die anderen Mädels nicht aufzuhalten, ganz ohne Gram. Gehe meinen eigenen Weg, das Schreiben ist für mich ein wichtiges Tool zu Aufarbeitung und Heilung.

Loslassen lernen

Ich bin sehr dankbar, dass mir dieses Jahr einige sehr große Schritte in Richtung Loslassen gelangen. Durch mein Schreiben (durch das ich mich meinen Gedanken stellte), meine Pilgertour nach Mariazell (bei der ich erkannte, wie stark mein Wille ist) und der Abschluss der emotionalen Bindung an Alex Wohnung (die wir im September räumten, um sie zu vermieten).

Mein Weg in die Schreibrebellen-Gruppe von Angela Löhr, der „zufällig“ geschah (ich weiß bis heute nicht, wie ich hinein gelangte), war der Beginn dieser Reise. Meine Bekanntschaft und in der Folge Freundschaft mit Susanne, noch bevor es die Schreibfreundinnen gab, war eine der Fügungen. Auch, dass gerade Susanne eine jener „Lichtgestalten“ persönlich kannte und ebenso schätzte, die für mich Schlüsselfiguren im Aufarbeitungsprozess waren (in diesem Blogartikel kannst du mehr darüber lesen).

Nein, es gibt keine Zufälle. Nur Fügungen die das Leben für uns bereit hält, damit wir die Zusammenhänge besser verstehen können. Auch wenn’s manchmal kracht.

Und weil’s grade zum Krachen und den verschiedenen Wahrnehmungen passt, möchte ich abschließend den grandiosen Song von Melanie Haupt „Relativitätstheorie“ erwähnen… Nimm dir fünf Minuten Zeit und hör genau hin!

2 Pferde Kopf an Kopf

Verstehen kann man das Leben oft nur rückwärts, doch leben muss man es vorwärts.“

Sören Kierkegaard

Nun willst du bestimmt wissen, wie die anderen Ladies diese Situation erlebt haben! Immer wieder spannend, wie unterschiedlich unsere Brillen sind (sozusagen von Gleitsicht- bis Sonnenbrille). Na dann, hier gehts weiter:

Susanne

Christine

Alex

Marion

Claudia

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