Wie ich wurde, was ich bin – vom depressiven Wechselweib zur trauergereiften Silverlady

Position Brücke im Sonnenschein

Die letzten Jahre waren geprägt von Umbrüchen und Veränderungen. Die Wechseljahre forderten 15 Kilogramm schweren Tribut und zusätzlich verpasste mir das Leben ein paar Arschtritte. So richtig, dass es weh tut.  Vielleicht sind es aber auch Weckrufe, es kommt ja immer darauf an, von welcher Seite du die Dinge betrachtest. Auf diesem Weg wird mein Herzensprojekt „Mission Silverlady“ geboren, das derzeit in meiner Ideenschmiede wächst und gedeiht. Bloggen und Journaling sind dafür phantastische Werkzeuge. Ich schicke die Perfektionistin und die innere Kritikerin auf Urlaub und starte mein Blog-Abenteuer!

1962- 1972: Wie alles begann…

Am 28.7.1962 in Wien geboren, wachse ich als Einzelkind auf, das man jederzeit „herzeigen“ konnte. Sehr streng erzogen, übe ich mich Zeit meines Lebens in Zurückhaltung. „Nur nicht auffallen!“ heißt die Devise, die mich bis ins reifere Alter begleitet. Zahlreiche Limitierungen werden mir bereits in jüngsten Kindertagen geschenkt. Sie entwickeln sich im Laufe des Lebens zu Paradigmen, unbewussten Glaubenssätzen, die so tief in mir ihr Unwesen treiben, dass ich sie ganz gezielt aufspüren, auflösen und verändern darf. Doch es dauert seine Zeit bis ich das erkenne.

Urlaub in Pula – ich wollte schon damals nicht fotografiert werden…

1972-1976: Ich war ein äußerst unsportliches Kind

Ambitionierte Schulkolleginnen brillieren in Geräteturnen und Gymnastik, nach ein paar gescheiterten Versuchen komme ich mir jedoch so tollpatschig und deplaziert vor, dass ich dieses Vorhaben bald aufgebe. Meinem Felgeaufschwung fehlt es eindeutig an Eleganz und Schwung, die Assoziation auf dem Schwebebalken liegt definitiv nicht beim Begriff Schweben.  Mit Müh und Not komme ich mit einem Dreier in Turnen davon.

Klassenfoto Gymnasium Unterstufe
Hier ein Klassenfoto aus dem Gymnasium – ich bin die außen rechts. Lustig, bis auf einen weiß ich noch alle Namen!

1976-1981:  Ihr werdet noch dafür bezahlen, dass ihr euch bewegen dürft…

Heute noch erinnere ich mich an den Ausspruch meiner Turnprofessorin in der HAK, als der Großteil der Mädchen mit fadenscheinigen Ausreden vom Turnunterricht pausiert. Rückblickend gesehen sage ich: Wie recht sie doch hatte! Sehr verhalten entwickelt sich dann doch der Wunsch eine Sportart zu erlernen und ich wünsche mir zur Matura ein Surfbrett. Mit Disziplin und Ausdauer gelingt es mir, diesen Sport ansatzweise zu erlernen… Leidenschaft, nein davon war es weit entfernt…  Natürlich hat dabei insgeheim der Wunsch mitgespielt, meinen damals sehr sportlichen Freund zu beeindrucken (der mittlerweile übrigens seit mehr als 40 Jahren mein Lebensmensch und Ehemann ist).

Gruppenfoto bei der Maturafeier im Yachtclub
Matura bestanden – wir feiern im Yachtclub! Ich bin die im roten Badeanzug, mein Zukünftiger ist neben mir…

1981-1988: Fräulein Domesle, bitte zum Diktat…

Matura erfolgreich abgeschlossen! Ich bekomme auf Anhieb einen Job als Sekretärin und Sachbearbeiterin in der Personalabteilung einer kleinen Bank. Ja, ich brauche tatsächlich noch Steno und tippe täglich auf der Schreibmaschine! Das Folgemodell konnte sogar einzelne Dokumente speichern und auf einem Display sehe ich 15 Zeichen! Ich hab sie geliebt, sie war damals State of the Art! Sogar die Diplomarbeit meines Mannes darf ich darauf schreiben!

Oktober 1988: Familytime

Im Oktober kommt mein Sohn Alexander und zweieinhalb Jahre später im Jänner meine Tochter Barbara zur Welt. Zwei Kinder, die unterschiedlicher nicht sein können, halten mich von nun an auf Trab.  Ich kündige nach Ablauf der ersten Karenzzeit meinen Job bei der Bank und bleibe, wie ich es immer geplant hatte, zuhause. Eine Zeit, die außerordentlich wertvoll für mich ist. Mein Mann ist beruflich sehr engagiert und verwirklicht sich erfolgreich als IT-Spezialist eines bekannten amerikanischen Datenbank-Konzerns.

Evelyne mit den beiden Kindern am Schiff ihres Vaters
Besuch bei den Großeltern im Yachtclub Breitenbrunn am Neusiedlersee

So sehr ich die Zeit mit den Kindern auch genieße, es drängt mich danach, aus dem alleinigen Mutterdasein auszubrechen und auch auf irgendeine Art und Weise Anerkennung zu bekommen. Im Dezember 1995 lädt mich eine Freundin zu einer Schmuckparty ein. Ich lerne ein österreichisches Designerschmuck-Unternehmen kennen, dessen Kollektion mich außerordentlich begeistert. Im darauf folgenden September werde ich Schmuckberaterin. Das Family-Life wird umstrukturiert – ich bekomme abends das Auto, mein Mann seine Kinder.

September 1996: Raus aus der Only-Mama-Nummer

Ich orientierungsloses, schüchternes Wesen muss jetzt Auto fahren, zeitgerecht zu meinen Gastgeberinnen finden (anfangs hatte ich noch kein Navi), repräsentieren und vor anderen Menschen sprechen. Wie oft habe ich mir die Frage gestellt: Warum tust du dir das eigentlich an? Kannst du das überhaupt? Die Ängste, die mich siedend heiß von Zeit zu Zeit überfallen, sind jedoch ein Zeichen dafür, dass ich mich weiterentwickle, meine Komfortzone verlasse, über mich hinaus wachse. Ich hab heute noch den Satz meines Mannes im Ohr: „Direktvertrieb? Naja probier es halt, aber sei nicht enttäuscht, wenn es nicht funktioniert! Ich halte dir jedenfalls den Rücken frei!“

1997: Die Team-Coach-Challenge beginnt

Es zeigt sich, dass sich mein neuer Beruf mit der Familie großartig vereinbaren lässt und ich gut bei meinen Kunden ankomme. Dennoch gibt es neue persönliche Herausforderungen, denn meine Unsicherheit lässt mich im Kollegenkreis arrogant und unnahbar wirken. Schmerzliche Erkenntnisse führen zu dem Entschluss, aktiv an meiner Persönlichkeitsentwicklung zu arbeiten.  Mit der Zeit kommen weitere Erfolge. Ich schließe Freundschaften und erfahre – Jahre später – wie mich mein Umfeld seinerzeit wahrgenommen hat.

Evelyne beim Schminken
Braut Make up für ein kanadisches Paar, das sich in Wien das Ja-Wort gibt Februar 2009

2000 – Gründung von changes – das Studio für Farb- und Stilberatung

Mein Wissen als Typberaterin  erweitere ich mit der Ausbildung als Visagistin. Ich biete meinen Kundinnen das perfekte Rundum-Package für ihre äußere Schönheit und arbeite auch immer wieder mal bei Foto-Shootings. Nur selbst ist es mir absolut verhasst, fotografiert zu werden. Schließlich stelle ich mich einer meiner größten Ängste und Unsicherheiten und lasse meine Zähne korrigieren – für mich ein absoluter Meilenstein. Kurz davor werde ausgerechnet ich bei einem Casting für ein großes Shooting meiner Firma ausgewählt. Oh mein Gott, was war ich doch nervös!

Shooting meiner damaligen Firma
Neuerstellung der Trainingsunterlagen – Shooting und Videoaufnahmen 2004

Juli 2011: Time to change…

In den 14 erfolgreichen Jahren als Teamberaterin schnuppere ich immer wieder Bühnenluft, führe ein Team unterschiedlichster Frauen, erreiche zahlreiche wunderbare Incentives und Anerkennungsreisen, lerne wichtige Herzensmenschen kennen. Aufgrund wirtschaftlicher Veränderungen im Unternehmen wechsle ich für zwei Jahre zu einem anderen Label, komme jedoch nochmals zurück. Nach 20 Jahren kehre ich dem Schmuckbusiness endgültig den Rücken.

Foto meines Mannes und mir an Bord der Club Med 2
Jahresanerkennungsreise, Mittelmeer-Kreuzfahrt auf der Club-Med, 2009

Jänner 2014: Neustart im Networkmarketing

Ich riskiere einen Neustart als Partnerin des österreichischen Familienunternehmens Ringana  (hatten wir das nicht schon mal?). Ursprünglich nicht am Geschäftsaufbau interessiert, überzeugt mich das Unternehmen immer mehr. Am Ende des ersten Jahres habe ich ein kleines, feines Team aufgebaut und erreiche die Mitte des Karriereplans. Ich absolviere die interne Trainerausbildung, arbeite aktiv im Veranstaltungsteam und engagiere mich als Veranstaltungsleiterin am Standort Wien. Ich liebe die abwechslungsreiche Tätigkeit sowie meine örtliche und zeitliche Unabhängigkeit.

2015 – heute: Beginn der Meno-Mystery

Depressive Verstimmungen, Selbstzweifel, Gewichtszunahme –  anfangs nicht als Menopause interpretiert, lassen den Selbstwert in den Keller fahren. Plötzliche Hitzewallungen und damit verbundene zeitweise Aggressionen machen mir allmählich klar, was mit mir los ist. Plötzlich kommen Dinge hoch, die ich jahrelang erfolgreich verdrängt habe, das Leben zwingt mich hinzuschauen. Das ist mitunter sehr schmerzhaft und zeigt mir mangelnde Erfolge auf. Ich beginne meine Einstellung zu meinen Lebensstationen zu hinterfragen und zu verändern. Pro-aktive Persönlichkeitsentwicklung – eine never ending Story! Doch macht nicht genau das das Leben so spannend?

2019-2020: Schmerzhafte Herausforderungen

Mein Sohn erhält eine ernüchternde Krebsdiagnose und beginnt mit einer Immuntherapie. Im Februar 2020 zeigt sich, dass er darauf nicht anspricht und sich Metastasen in Leber und Wirbelsäule gebildet haben. Ich will es nicht wahrhaben, rede mir ein, dass er wieder gesund werden kann. Kurze Zeit später wird bei meinem Vater Blasenkrebs diagnostiziert. Fortgeschrittenes Stadium. Meine heile Welt bricht zusammen. Ich gelange an meine Grenzen, funktioniere jedoch trotzdem, bei mir laufen schließlich alle Fäden zusammen. Mein Sohn Alexander stirbt am 16.8.2020, mein Vater exakt 5 Monate später.

Mein Sohn und ich
Als meine Welt noch in Ordnung war… September 2017

2021: auf dem Weg zur Silverlady – trauergereift und stark

Ich regle was zu regeln ist, versuche zu begreifen. Im Februar holt mich alles ein. Auf mehrfaches Anraten begebe ich mich in die Hände einer erfahrenen, liebevollen Therapeutin. Sie erklärt mir Zusammenhänge, sortiert mit mir gemeinsam meine Scherben. Sie ist ein rettender Engel in dieser Zeit. Im Rahmen einer Familienaufstellung Ende des Jahres lasse auch ich meinen Sohn endlich los. Vor einigen Tagen erhalte ich die überraschende schmerzliche Botschaft, dass auch diese ganz besondere Frau, in eine andere Dimension gewechselt ist. Für mich war sie ein wahres Geschenk, zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

Ich tue alles dafür, meinen Körper zu unterstützen, zu trainieren und fit zu halten. Ich räume meiner Gesundheit oberste Priorität ein. Ich arbeite gezielt darauf hin, Kondition aufzubauen, Klarheit zu erlangen und neue Gewohnheiten zu etablieren. Ich habe einen jungen und einen alten Menschen monatelang begleitet und miterlebt, wie der Körper seine Funktionen einstellt. Auf jeder meiner Lauf- und Walking-Strecken ist Alex in Gedanken dabei. So gerne hätte er sich in den letzten Monaten noch sportlich betätigt, doch sein Gesamtzustand ließ es nicht mehr zu. Mein gesunder, funktionierender Körper ist ein Geschenk, das ich täglich bewusst würdige.

1.1.2022: Projektstart #FM60 (Fit mit 60)

Mein Ziel: über 60/unter 65 – bis zu meinem 60. Geburtstag erreiche ich wieder mein Wunschgewicht von 65 kg und führe einen aktiven gesunden Lifestyle. Ich analysiere und ändere meine Ernährungsgewohnheiten, arbeite an meiner inneren Einstellung und unterstütze meinen Körper mit allem, was mein Produktsortiment hergibt. Ich verwöhne mich mit frischen Pflegeprodukten und optimiere mein Wohlbefinden von innen und außen. Mehrmals wöchentlich bin ich um 5.00 h auf der Matte oder der Laufstrecke, absolviere meine Plank-Session und hab ein neues Hobby entdeckt: Hula Hoop (zahlreiche Themen, die hier nach weiteren Blockbeiträgen rufen).

Evelyne bei ihrem Hobby Hula Hoop
Hula Lady aus Leidenschaft – neues Hobby

Juni 2022: Ziel in Sicht

Ich bin um 10 kg leichter und fühle mich wie ein neuer Mensch. Ich lasse meinen Perfektionismus los und beobachte was passiert. Neue Gewohnheiten bestimmen meinen Tagesablauf und ich bin neugierig auf so vieles, was noch kommen darf. In dieser Phase wird der Plan für „Mission Silverlady“ geboren, denn es liegt mir am Herzen, Frauen in diesen neuen Lebensabschnitt zu begleiten, ihnen spannende Chancen aufzuzeigen. Raus aus der lähmenden Opferrolle, rein in ein aktives Leben als neugierige vielschichtige Silverlady!

2023: Projekt „Mission Silverlady

Prädestiniert durch meine eigenen Erfahrungen im Bereich Training, Styling & Beratung arbeite ich derzeit an einem Begleitprogramm für Frauen in den Wechseljahren. Basierend auf den Säulen Schönheit/Pflege, Ernährung, Bewegung und innere Einstellung wird es Bausteine geben, die alleine oder als Paket gebucht werden können, ergänzt durch 1:1 Zoom-Calls und Gruppen-Coachings. Bis Jahresende soll mein Baby Hand und Fuß haben, in meinen Blogs kannst du die Entstehung mitverfolgen.

8 Kommentare

  1. Wow! Was ein Weg. Gratulation
    Ich bewundere Deine Zielstrebigkeit, Deinen Willen und Energie! Toll.
    Versuche jetzt mal, davon ein Stück zu übernehmen!

    Toller Beitrag. Ich spüre die Energie und Deine Tatkraft. Das wird gut!

  2. Sehr interessant, deine Lebensgeschichte, die ich ja selbst erst ein paar Jahre kenne. Du bringst es auf den Punkt und obwohl Du mehrere Jahrzehnte reingepackt hast, war es schnell und einfach zu lesen. Ich freu mich schon auf kommende Beiträge und wünsche Dir viel Erfolg!

    1. Naja, ich bin halt schon ein paar Jahrzehnte hier 😂! Schön, dass du die Blogreihe weiter verfolgen willst. Ich weiß noch nicht genau, wie regelmässig ich das hinkriege, doch in Zukunft wird das Drumherum ja immer rascher gehen!

  3. So schön zu sehen, wie du dich entwickelst und nun endlich wieder ein Strahlen in deinen Augen ist.
    Danke, dass ich von dir soooo viel lernen durfte und darf.
    Deine Beiträge sind ein Wahnsinn, ich sehe vor mir die Filme dazu. Vielleicht kann ich ich dir den Floh, Buch schreiben, ins Ohr setzen???
    Schön, dass es dich gibt und du sooo viel Gutes tust.
    Du bist eine wunderbare Frau mit einem riesigen Herz.
    Danke für dich in meinem Leben.

    1. Ich denke, dass wir beide ständig voneinander lernen. Das Schöne an unserer Freundschaft ist u.a., dass wir einander alles sagen können. Was das Buchschreiben anlangt, sag niemals nie! Wer weiß was ich bei Gela Löhr noch alles lerne… 😉

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