Lebensweisheiten aus 16 Jahren Hundeglück
Sie war zwar nur ein Hund, doch mir zeigte Kaya mehr auf als mancher Mensch. Ich werde sie nie vergessen und bin sehr dankbar, dass ich ihre Energie in den letzten Wochen so bewusst wahrnahm. Danke für die wunderbaren 16 Jahre!
Wahre deine Grenzen.
Täglich. Mit Nachdruck.
Kaya entwickelte sich zu einer sehr dominanten, charakterstarken Tibbidame. Immer hatte sie das Sagen und die Rangordnung war von Anfang an klar. Sie war von schneller Auffassungsgabe, stets energiegeladen und konnte Trippeln wie eine kleine Prinzessin. Dabei klimperte sie mit ihren Wimpern und sah dich mit ihren schwarzen Augen an – sie brauchte keine Worte. Die Aussage „Kaya schreit beim Schauen!“ hat eine ganz eigene Bedeutung, die alle nachvollziehen können, die sie kannten.

Wir bekamen Kyibu drei Wochen nachdem wir Kaya geholt hatten. Bereits zu diesem Zeitpunkt zeigte sich, wie sehr sich der kleine Floh gegenüber dem ehemaligen Rudel durchsetzte. Die ersten Tage waren der reinste Kampf zwischen den Geschwistern. Und dann: unendliche Liebe und Seelenverwandtschaft, es war schichtweg herzerwärmend.
Bleib dran, wenn du etwas willst.
Egal ob Bett, Sofa oder ein Leckerli.
„Bei mir kommen Hunde nicht auf die Sitzgarnitur und schon gar nicht ins Bett!“ Mit diesem Vorsatz begann ich meinen neuen Lebensabschnitt als Mit-Hundebetreuerin. Ich weiß nicht mehr, wie oft ich Kaya und Kyibu aus dem Bett wieder auf den Boden setzte. Sie von der Bank scheuchte, um letztendlich zu resignieren. Was solls’s, die Sitzgarnitur ist ohnehin alt und ich kann ihnen einfach nicht böse sein!

Nachdem sie stubenrein waren, schätzte ich es sogar mit ihnen im Bett zu kuscheln und sie neben mir zu wissen. Ein altes Leintuch schützte das Bettzeug und ich lag am Rand. Verbogen und verrenkt, um sie nicht zu stören. Diese kleinen Flöhe brauchten nahezu das halbe Bett. Doch die beiden Schnarchnasen zu beobachten, war letztlich mit so viel Liebe und Wohlbefinden verbunden, dass ich es gerne akzeptierte.
Greif mich nicht an, wenn ich es nicht will!
Kaya hatte einen ruppigen Charme und eine melancholische Ausstrahlung. Sie war spürig, nahm viele Energien im Außen wahr und reagierte innerhalb kürzester Zeit darauf. Sie mochte es überhaupt nicht gestreichelt zu werden und zeigte das auch unmissverständlich. Nur Babsi durfte vieles machen, was anderen streng verboten war. Vielleicht war sie einfach hartnäckiger als wir alle.

Die einzige Situation, in der Kaya auf den Schoss wollte, waren Gewitter, Sturm und Silvesterknaller. Zitternd wie Espenlaub saß sie dann bei uns und verlor in ihrem Stress Unmengen von Haaren.
Mach, was dir Spass macht.
Auch wenn du dich dabei dreckig machst.
Ich weiß nicht wieviele Drecklacken auf Kayas Bucket-List standen, doch gefühlt, ließ sie keine einzige aus.
In ihr steckten zwei völlig unterschiedliche Persönlichkeiten: die melancholische Diva, die mir mit ihrem Blick stets ein schlechtes Gewissen machte und der lebensfrohe Wildfang, der sich mit unglaublicher Geschwindigkeit ins nächste Dreckloch stürzte. Um dann so richtig glücklich wieder aufzutauchen, zu graben und sich in möglichst feinem Sand zu wälzen. Das war pure Lebensfreude!

Nicht nur einmal fuhr ich mit offenem Dach von der Donauinsel heim, weil Kaya derart stank. Unser Deal hieß „Badewanne“, denn ich mochte es, sie glücklich zu sehen. Wie oft kamen mir doch Leute entgegen, denen die Dankbarkeit anzusehen war, dass dieses Dreckbündel nicht ihres war!
Sei klar in deinen Aussagen.
Egal wie groß deine Angst vor dem Gegenüber auch sein mag.
In ihrer unnachahmlichen Art konnte sich Kaya jederzeit verständlich machen: ob es darum ging, den von ihr gewünschten Weg einzuschlagen, kundzutun, dass sie nicht gestreichelt werden wollte oder die „Black-List“ ihres Gefährten Dremo abzuarbeiten. Leicht hatte es der kleine Kerl nicht an ihrer Seite. Vielleicht erkennt er ja doch noch die Chance auf Selbstbestimmung in den kommenden Jahren.
Kaya wahrte immer ihre Grenzen. Ein gewisses Bellen und alles war klar, egal wie groß das Gegenüber auch sein mochte. Sie sandte eine absolut klare Botschaft, wenn nötig täglich.

Das war eine der markantesten Veränderungen in den letzten Wochen. Kaya war mittlerweile so eingeschränkt, dass selbst das Bellen kräfteraubend war. Außer einem ganz eigenen, entzückenden „Wohoo!“ kam nichts mehr. Ich werde es nie vergessen!
Chillen ist die Königsdisziplin.
Es gibt unzählige Stellungen, in denen ein Hund schlafen kann. Mitunter glaubt man, sie gehören zu den Spezies der wirbellosen Tiere, doch dem ist nicht so. Spätestens wenn das Zipperlein kommt, ist das der handfeste Gegenbeweis.

Jeder Hundemensch wird mir beistimmen, dass es zu den schönsten Dingen zählt, schlafende Hunde zu beobachten. Wenn sie im Traum fiepen, bellen, laufen und ganz in ihrer Traumwelt aufgehen. Selbst beim Schnarchen ringt man sich begeistert ein „Ach, wie süß!“ ab, selbst wenn einem die allabendliche Geräuschkulisse beim Partner die letzten Nerven raubt.
Sei im Hier und Jetzt.
Mach dir keine Gedanken darüber, was sein könnte.
Diese Lektion gab Kaya speziell mir persönlich mit auf den Weg. Wie oft mach(t)e ich mir doch völlig unnötig Gedanken?
Wie wird es sein, wenn sie nicht mehr auf ihre Bank kommt? Wird sie starke Schmerzen nach der Zahn-OP haben? Wie wird ihr Krankheitsverlauf sein (sie hatte zuletzt einige Tumore im Bauch)? Wird sie leiden müssen oder friedlich einschlafen?

Kaya war ein Beispiel für Annehmen. Eines Tages kam sie eben nicht mehr auf das Bett oder die Bank. Sie konnte auch nicht mehr auf der Mauer neben dem Marchfeldkanal laufen, weil sie nicht mehr so hoch springen konnte. Ich hatte nie den Eindruck, dass sie haderte, das tun Hunde nicht. Da sie in den großen Hundekorb nicht mehr hinein kam, legte sie sich eben daneben hin. Ich konnte wahrlich einiges von ihr lernen und dafür bin ich unendlich dankbar.
Wenn eine Hündin zur Lehrmeisterin wird
Anzunehmen, was kommt und im Vertrauen zu sein, dass es immer etwas Gutes in sich birgt. Das ist wohl eine der wichtigsten Lernaufgaben im Leben. Und eine der schwierigsten.
Für sich selbst einzustehen, seine Grenzen zu wahren und für seine Ziele voran zu gehen. Zu tun, was einem Spass macht, egal wie die Konsequenzen dann aussehen. Den Moment der Freude genießen.
Kaya, du warst wahrlich eine alte Seele. Du hast viel von Janosch, deinem Papa mitbekommen, der ebenso ein ganz besonderes Wesen war. Du fehlst sehr, doch ich weiß, dass du nach wie vor bei uns bist. In Gedanken und ganz tief in meinem Herzen.

Sooo liebe Fotos und wieder ein so berührender (und weiser) Text!
Danke Evelyne💖
Danke liebe Gabi!
Einfach wunderschön! So viel Liebe im Text. Danke dir ❤️
Soviel Liebe in 16 gemeinsamen Jahren! Ganz wichtig: deine Herangehensweise bei der Zucht, war eine der positiven Voraussetzungen für diese großartige Hündin! … obwohl du immer abgestritten hast, dass irgendwann ein Erdferkel dabei war… 🤣